Die Inputgeberin auf der Vollversammlung des Bayerischen Landesfrauenrates am 13. November 2024 war Gesundheitsministerin Judith Gerlach, MdL, zum Thema „Frauengesundheit“
Am 13. November begrüßte BayLFR-Präsidentin Monika Meier-Pojda die Delegierten im Bayerischen Sozialministerium zur zweiten Vollversammlung des Jahres mit dem Thema „Frauengesundheit“.
Inputgeberin der Veranstaltung war Judith Gerlach, Bayerische Staatsministerin für Gesundheit, Pflege und Prävention. Das aktuelle Motto ihres Ministeriums lautet „Frauen sichtbar & gesund“. Gleich zu Beginn ihres interessanten und kurzweiligen Vortrags hatte Gerlach eine gute Nachricht: „Den Frauen in Bayern geht es sehr gut. Mit einer Lebenserwartung von 83,5 Jahren leben sie viereinhalb Jahre länger als Männer. Wir wissen, Frauen ernähren sich gesünder, sie rauchen weniger und trinken weniger Alkohol. Aber, und jetzt kommen die nicht so guten Sachen: Wir Frauen machen auch weniger Sport, wir nehmen mehr Medikamente und wir leiden häufiger unter Stress als die Männer.“
Nach den Ursachen brauche man nicht lange suchen, so Gerlach, denn Frauen seien immer noch diejenigen, die in den Familien den Hauptteil der Care-Arbeit übernähmen. „Haushalt, Kinderbetreuung und Pflege von Angehörigen werden oftmals von uns Frauen gestemmt. Für Sport bleibt da oft kaum Zeit.“ Frauen seien vielfach einfach zu erschöpft, um dann noch für sich zu sorgen.
Konkret sei hier die Gesellschaft gefordert. Gerlach: „Es braucht Diskussionen, die typischen traditionellen Rollenmodelle dürfen nicht einfach übernommen werden, die gerechte Aufteilung der Care-Arbeit in der Familie muss endlich selbstverständlicher werden.“ Und auch die Politik und die Arbeitgebenden müssten in die Verantwortung gehen. Der Staat ist in der Verantwortung, den Ausbau einer verlässlichen Kinderbetreuung voranzutreiben. Und die Arbeitgebenden müssen familienfreundlicher werden. Denn nur so könne man Frauen motivieren, wieder in den Beruf einzusteigen, länger zu arbeiten und auch etwas für ihre Gesundheit zu tun.
Gemäß dem Motto „Frauen sichtbar &gesund“ plädierte Gerlach für mehr Aufmerksamkeit. „Denn“, so die Gesundheitsministerin, „es existieren gesundheitliche Besonderheiten, Erkrankungen von denen tatsächlich nur Frauen betroffen sind, etwa Gebärmutterhalskrebs oder Endometriose.“ Darüber hinaus treten Erkrankungen und Beschwerden bei Frauen anders auf als bei Männern, zum Beispiel ganz typisch bei Herz-Kreislauferkrankungen. Während die Symptome eines Herzinfarktes bei Männern allseits bekannt seien, wären die Symptome bei Frauen weniger bekannt. Das bedeute, so Gerlach weiter, „dass Frauen zwar seltener diese Erkrankung haben, aber häufiger daran sterben.“
Gerlach berichtete über die Studie „Frau.Herz.KI – Gerechte Medizin für Frauen“, die in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Digitalministerium zustande kam:
„Künstliche Intelligenz (KI) kann dazu beitragen, Leben zu retten – wenn sie mit qualitativ hochwertigen Daten von Patientinnen und Patienten trainiert wird.“ Das hat die Machbarkeitsstudie ‚Frau.Herz.KI – Gerechte Medizin für Frauen‘ gezeigt. Ziel war es, die Früherkennung von koronaren Herzerkrankungen (KHK) und Risikokonstellationen für Herzinfarkte bei Frauen mithilfe einer KI zu verbessern, die speziell Daten von Frauen nutzt. Die Ergebnisse zeigen, dass KI sowohl bei der Diagnose als auch bei der Behandlung von koronaren Herzkrankheiten wichtige Erkenntnisse liefern und eine Unterstützung für Ärztinnen und Ärzte sein kann. „Ich bin sehr überzeugt, dass KI-Anwendungen auch bei der Masse an Daten, die ein einzelner Mensch gar nicht mehr auswerten kann, eine große digitale Hilfe sein kann.“
Gerlach hat sich und ihr Ministerium in Sachen Frauengesundheit breit aufgestellt. Neben digitalen Innovationen beschäftigt man sich im Gesundheitsministerium auch mit Mädchengesundheit, Gesundheit rund um die Schwangerschaft oder den verschiedenen Phasen der Wechseljahre. „Die Wechseljahre sind immer noch ein Tabuthema.“ Das müsse aufhören. Auch Arbeitgebende müssten sich damit auseinandersetzen, denn es gebe eine starke wirtschaftliche Komponente. „Weil Frauen, die aufgrund schwerer Symptome der Menopause mit Mitte 50 aus dem Arbeitsleben aussteigen und dem Arbeitsmarkt nicht mehr zur Verfügung stehen. Jeder sollte sich damit auseinandersetzen und bei der betrieblichen Gesundheitsförderung auch typische Frauenthemen auf die Agenda setzen.“
Die Delegierten bedankten sich für den Input von Gerlach mit großem Beifall. Und die Ministerin teilte die Freude, im BayLFR und seinen Mitgliedsverbänden wertvolle Mitstreiterinnen beim Thema Frauengesundheit gefunden zu haben. BayLFR-Präsidentin Meier-Pojda sicherte ihr zu, das Thema gemeinsam weiterzuverfolgen.
(alle Fotos: © André Bechtel)
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