6883.01-1/71                                                                            14. November 2019

Verzerrte Wirklichkeit – Rollenbilder von Mädchen im Kinderfernsehen

Während in anderen Ländern gezielt nachgebessert wurde, stagniert in Deutschland das Geschlechterverhältnis im Kinderfernsehen seit zehn Jahren. Nur eine von vier Figuren ist weiblich.* Viele Sendungen im Kinderfernsehen tragen dazu bei, überholte Rollenbilder zu verfestigen: Mädchen dürfen keine Entscheidungen treffen, sind weder aktive Gestalterinnen, noch werden sie als Heldinnen gezeigt.

In fiktionalen Sendungen werden die animierten Figuren unnatürlich, realitätsfern und vor allem hypersexualisiert dargestellt. Durch extreme Wespentaillen, Riesen-Brüste und sehr lange Beine werden Frauenkörper jenseits anatomischer Möglichkeiten abgebildet. Derartige Rollenbilder prägen Mädchen und Jungen schon im Vorschulalter und engen sie in ihrer Entwicklung ein. Sie verhindern die realistische Wahrnehmung des eigenen Körpers und zelebrieren die Klischeevorstellungen der fast ausschließlich männlichen Produzenten und Geldgeber.

Auch wenn die Einschaltquoten bei Kindersendungen hoch sind, zeigen Untersuchungen, dass Kinder übertriebene Körperformen ablehnen.* Erst im Grundschulalter lernen sie, zwischen Fiktion und Realität zu unterscheiden. Einige gute Eigenproduktionen für Kinder, meist im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, können nicht darüber hinwegtäuschen, dass in der gesamten Fernseh- und Filmbranche Ignoranz sowie Unwissen zu Gendersensibilität dominieren. Während in Schulbüchern langsam gendergerechte Bilder und Sprache Einzug halten, ist das Kinderfernsehen noch weit davon entfernt. Gerade bei im Ausland eingekauften Sendungen ist deshalb Wachsamkeit geboten.

Kinderfernsehen hat unter anderem die Aufgabe, die nachfolgende Generation für eine gerechte Gesellschaft zu bilden, ihre Entwicklung zu unterstützen und unterschiedliche Lebensentwürfe als gleichwertig anzubieten. An Diversität orientierte Bilder, Inhalte und Geschichten im Kinderfernsehen können in den Köpfen viel verändern. Mädchen und Jungen werden dadurch bestärkt, die ihnen zugeschriebenen Rollen zu verlassen und ihre eigene Identität zu finden.

Der Bayerische Landesfrauenrat fordert:

  • Kindersendungen mit vielfältigen Rollenbildern
  • mehr aktiv handelnde Mädchen- und Frauenfiguren
  • mehr Frauen als Expertinnen
  • Mindest-Body-Maß-Index für animierte Figuren sowie für Models und Schauspielerinnen
  • verpflichtende Aus- und Fortbildungen zu Genderkompetenz für alle Medienschaffenden
  • finanzielle Förderung für Gendersensibilität bei Filmeinkauf und Produktion
  • gezielte Förderung von Frauen in der Produktion von Kindersendungen.

* siehe TelevIZIon 30/2017/2, hrsg. Internationales Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen beim Bayerischen Rundfunk

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Pinkstinks ist eine junge Protestorganisation, die gegen Produkte, Werbe- und Medieninhalte agiert, die Kindern eine limitierende Geschlechterrolle zuweisen. Die „Pinkifizierung“ trifft Mädchen und Jungen gleichermaßen – Pinkstinks wirkt diesem Trend entgegen. Mit Theaterarbeit an Schulen, Vorträgen, Kampagnen gegen Germany’s next Topmodel und sexistischer Werbung sowie durch Gespräche mit der Politik.

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